Ockfener Ortschronik


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Die Schulverhältnisse seit 1948


Am 01.04.1948 trete ich die Lehrstelle in Ockfen an, nachdem der bisherige Lehrer Gallas nach Longuich an der Mosel versetzt worden ist. Die Schulverhältnisse, die ich antreffe, sind katastrophal. Für die 2 Klassen mit insgesamt 90 Kindern ist ein Klassenraum vorhanden. Den Unterricht in den beiden Klassen muss ich allein übernehmen, da eine 2. Lehrkraft fehlt. Die Unterrichtszeit läuft von 8:00 Uhr - 16:30 Uhr mit 1 Stunde Mittagspause. Die Lehrerwohnung wird von der Familie des nach Longuich versetzten Kollegen bewohnt, so dass meine Familie noch an meinem letzten Dienstort in Kommlingen wohnt. Ich selbst bin gezwungen, jeden Tag zu meiner Familie zurückzufahren, da in Ockfen eine Unterkunftsmöglichkeit nicht zu finden ist. Das Mittagsessen erhalte ich kostenlos beim Ortsbürgermeister Benzmüller.

Der Schulsaal gleicht einer Räucherkammer, Decken und Wände sind schwarz. Das Gestühl ist äußerst primitiv. Die Schreibtische sind wackelig und ohne Tintenfässer. Sitzgelegenheiten müssen sich die Kinder selbst besorgen, da alle Stühle, bis auf 6, im Kriege verloren gingen. Einige Sitzbänkchen wurden von der Kirche leihweise zur Verfügung gestellt. Eine einzige gebrochene Schultafel ist vorhanden. Lehr- und Lehrmittel fehlen vollständig. Des gleichen sind sämtliche Schulakten verloren gegangen. Der Schulhof gleicht einem Trümmerfeld. Eine Bedürfnisanstalt ist nicht vorhanden.

Der Oktober ist kühl und regnerisch. Im Schulsaal fehlt der Ofen, so dass ich öfters mit durchnässtem Anzug den ganzen Tag in der Schule stehen muss. Diese Zustände waren eine Folge der Kampfhandlungen, unter denen Ockfen besonders stark zu leiden hatte. Demnach musste ich, um einen geordneten Schulbetrieb durchführen zu können, nichts unversucht lassen, wenigstens das Notwendigste zu beschaffen. Es muss an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass ich in meinem Streben tatkräftige und verständnisvolle Unterstützung beim Ortsbürgermeister Benzmüller fand.

Schon nach kurzer Zeit erhielt der Schulsaal einen Ofen und einen neuen Schulschrank. Die Tische wurden mit Tintenfässern versehen. Sieben neue Bänke und ein Lehrerpult wurden beschafft. Der Schulsaal erhielt einen neuen Anstrich. Eine 2. Schultafel wurde gekauft. Der Schulhof wurde von trümmern freigemacht und planiert. Eine Bedürfnisanstalt wenn auch nur als Notbehelf, wurde gebaut. Gleichzeitig wurde mit der Beschaffung von Lehr- und Lehrmitteln, hauptsächlich Karten, begonnen.

Am 1.12.1948 wird die Schulhelferin Ruth Hissler aus Wahlen von Irsch/Saar nach Ockfen versetzt. Bereits am 01.02.1949 verlässt sie Ockfen wieder und wird nach Butzweiler versetzt.

Lehrerin Elisabeth Kier aus Kahren kommt am 01.04.1950 als planmäßige Lehrerin an die hiesige Volksschule.


Autor: Alfons Müser

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